Wie funktioniert die Iontophorese?


Die Iontophorese ist ein Verfahren zur Behandlung von Schwitzen mit schwachem elektrischem Gleichstrom. Die Behandlungsform weist eine relativ hohe Erfolgsquote auf: Mehr als 80 Prozent der Behandelten berichten von einer deutlichen Besserung durch die Therapie1. Deshalb gilt sie als Mittel der Wahl für Hyperhidrose-Patienten, also für Menschen, die unter krankhaftem Schwitzen leiden. Die genaue Wirkweise der Therapie ist bisher noch nicht bekannt. Vermutet wird jedoch, dass die elektrische Ladung Einfluss auf die Zellen der Schweißdrüsenausgänge nimmt, die dadurch die Schweißbildung reduzieren.

Als Träger des elektrischen Stroms dient bei der Iontophorese meist normales Leitungswasser, weshalb Experten das Verfahren auch als Leitungswasser-Iontophorese bezeichnen. Je nach Ausmaß der Hyperhidrose oder Ort der Anwendung beträgt die Stärke bei Gleichstrom zwischen 10 und 25 Milliampere (mA). Zum Beispiel können an den Füßen höhere Werte (maximal 25 mA) eingestellt werden als unter den Achseln, weil dort die Haut dünner und empfindlicher ist. Normalerweise ist der Strom zunächst sehr gering eingestellt und kann auf Wunsch des Patienten langsam verstärkt werden.

Auf jeden Fall sollte die Intensität so angepasst werden, dass der Patient bei der Anwendung keine Schmerzen, Brennen oder ein starkes Kribbelgefühl verspürt. Nach einer kurzen Einweisung durch den Arzt kann die Therapie eigenständig daheim durchgeführt werden. Eine Heimanwendung ist auch deshalb sinnvoll, weil die Behandlung regelmäßig erfolgen muss. Sie müssen bei der Selbstanwendung auch keine Angst haben, die Iontophorese gilt als sehr sicheres Verfahren. Gefährliche Stromschläge können nicht auftreten2.

Wichtig:

Bei älteren Geräten kann es theoretisch zu einem leichten Stromschlag (“Weidezauneffekt”) kommen. Besonders dann, wenn Hände oder Füße während der Behandlung plötzlich aus dem Strom führenden Wasserbad gezogen werden. Das ist zwar nicht gefährlich, aber sehr unangenehm. Neuere Modelle sind mit speziellen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die diesen Effekt unterbinden.

Welche Körperstellen können mit der Iontophorese behandelt werden?


Vornehmlich wird die Iontophorese zur Behandlung von Schweißfüßen und schwitzigen Händen eingesetzt. Dazu legen Betroffene diese in zwei mit Leitungswasser gefüllte Schalen, sodass das Wasser die Handinnenflächen, die Fußsohlen oder die Endglieder der Finger und Zehen umspült. Über zwei in den Schalen platzierte Elektroden wird kontinuierlicher oder gepulster Gleichstrom in das Wasser geleitet, der die betroffenen Hautareale durchfließt.

Auch beim Schwitzen unter den Achseln ist eine Iontophorese-Behandlung möglich. Hierfür gibt es ein Iontophorese-Gerät mit Schwämmen, an denen Elektroden befestigt sind. Die Schwämme werden befeuchtet und dann unter die Achseln geklemmt. Außerdem ist es mittlerweile möglich, das Gesicht mit Strom zu therapieren – mithilfe spezieller Gesichtsmasken.

Weitere Behandlungsmaßnahmen

Ob Fuß oder Hand, Kopf oder Rücken – um das übermäßige Schwitzen zu therapieren, können Betroffene auf eine Vielzahl an Methoden zurückgreifen.

Behandlungsdauer und -häufigkeit der Iontophorese


Am Anfang der Therapie erfolgt die Anwendung der Iontophorese in der Regel bis zu viermal die Woche.1 Bessert sich das Schwitzen, wird in die Erhaltungsphase gewechselt und die Häufigkeit auf ein- bis zweimal pro Woche reduziert. Eine Sitzung dauert mindestens 15 bis 30 Minuten.1 Die Leitungswasser-Iontophorese ist eine Dauertherapie, da es bald nach Absetzen der Therapie erneut zu Schweißausbrüchen kommt.

Achtung:

In seltenen Fällen kann sich bei Patienten eine Gewöhnung an die Iontophorese-Therapie einstellen. Dadurch verliert die Behandlung leider ihren gewünschten Effekt.

Übernimmt die Krankenkasse die Iontophorese-Behandlung?


Stellt der Patient nach den ersten Therapiesitzungen beim Hautarzt fest, dass eine deutliche Besserung infolge der Iontophorese eintritt, ist es sinnvoll, sich ein Gerät für zu Hause zu besorgen. Die Kosten für ein solches Iontophorese-Gerät liegen zwischen 300 und 800 Euro – in vielen Fällen übernimmt die Krankenkasse das jedoch komplett oder zumindest teilweise. Dazu benötigen Sie ein Attest Ihres Arztes, das Sie an Ihre Krankenkasse schicken müssen.

Vorsichtsmaßnahmen


Die Iontophorese gehört zu den sehr sicheren Behandlungsmethoden mit sehr geringen Nebenwirkungen, wenn einige Grundsätze beachtet werden:

  • Vor der Behandlung metallischen Schmuck und Uhren ablegen, da an diesen Stellen kleine Hautverbrennungen (sogenannte Strommarken) auftreten können.
  • Kleine Hautläsionen und Wunden mit Vaseline bestreichen oder mit geeigneten Pflastern oder Folien abdecken, weil hier der Hautwiderstand besonders niedrig ist, was ebenfalls zu Verbrennungen mit stechenden Schmerzen führen kann.
  • Bei älteren Geräten mit kontinuierlichem Gleichstrom darf die Spannung am Gerät erst angelegt und hochgedreht werden, wenn Hände und/oder Füße bereits im Wasser liegen. Ansonsten spürt man einen kleinen Stromschlag beziehungsweise ein unangenehmes Kribbeln beim Eintauchen ins Wasser (sogenannter Weidezaun-Effekt). Ebenso dürfen Hände und/oder Füße nicht aus dem Wasser gezogen werden, bevor das Gerät ausgeschaltet ist. Moderne Apparate sind allerdings in der Lage — dank Sicherheitsfunktionen und optimierter Steuersoftware — diesen Effekt zu unterbinden. Informieren Sie sich hierzu am besten beim Hersteller.

Für wen ist die Iontophorese geeignet?


Die Iontophorese gilt im Allgemeinen als sehr schonende Methode, die ab einem Alter von sechs Jahren angewandt werden kann und kaum Nebenwirkungen mit sich bringt. Jedoch müssen hierbei einige Vorsichtsmaßanhmen getroffen werden. Beispielsweise sollten Sie metallischen Schmuck vor der Therapiesitzung abnehmen, da ansonsten die Gefahr von Strommarken (Verletzungen durch elektrischen Strom) besteht.

Die Methode der Elektro-Therapie ist in der Medizin nicht ungewöhnlich, trotzdem gibt es auch bei der Iontophorese einige Fälle, in denen die Therapie nicht angewendet werden darf:

  • Bei in den Körper eingepflanzten elektronischen Geräten wie z. B. Herzschrittmacher.
  • Bei Metallimplantaten in den Körperregionen, durch die Strom fließt.
  • Bei Frauen, die zur Schwangerschaftsverhütung eine Spirale tragen. In diesem Fall dürfen die Füße nicht einer Iontophorese unterzogen werden.
  • Bei Wunden und Hautläsionen, die sich nicht mit Vaseline oder entsprechenden Folien ausreichend abdecken lassen.
  • Bei Kindern, die jünger als sechs Jahre sind.
  • Bei Schwangeren, weil nicht eindeutig ausgeschlossen werden kann, dass der Strom, der durch den Körper fließt, zu Schäden führt.
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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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Quellen anzeigen
  • 1Deutsches Hyperhidrosezentrum DHHZ: Iontophorese – Ionophorese. URL: https://dhhz.de/iontophorese/ - Stand 18.03.2024
  • 2Falk, G. B. et al. (2009): Krankhaftes Schwitzen. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Stuttgart: Kohlhammer, S. 97-102. - Stand 02.04.2020